Standortverlagerte Ausbildung in Nordhorn

Nach zweijähriger Corona-Pause konnte das THW Havixbeck in diesem Jahr endlich wieder eine standortverlagerte Ausbildung durchführen. Bei der gemeinsamen Übung aller Gruppen des Ortsverbandes werden Teamarbeit, Geschick und auch Belastbarkeit der Einsatzkräfte auf die Probe gestellt.

Die Übung begann am Freitag um 18:00 Uhr mit dem Antreten der Mannschaft inklusive Rettungshunde auf dem Hof der THW-Liegenschaft in Havixbeck. Danach wurden die THW-Fahrzeuge nach den von der Übungsleitung ausgegebenen Packlisten beladen und der erste Einsatzauftrag verteilt: Fahrt zum Sammelplatz an der BAB 1 Rastplatz Münsterland Ost, Fahrtrichtung Bremen. Bis hierhin wusste nur die Übungsleitung, Gerd Brinkmann und Patrick Cauvet, was genau auf die Mannschaft zukommen wird.

Auf dem Sammelplatz erhielt der Zugführer den Auftrag, eine Marschkolonne aus den fünf Mannschaftstransportwagen und den drei THW-Großfahrzeugen inklusive der fünf mitgeführten Anhänger zu bilden. Bei strömendem Regen erfolgte nun die Verlegung der Einheiten zu den Übungsörtlichkeiten nach Nordhorn. Vorort auf dem Gelände eines Verkehrsübungsplatzes angekommen, gab es sofort neue Übungsaufträge für die Mannschaft: Suche mit Mensch und Hund nach zwei vermissten Personen nach einem Absturz eines Kleinflugzeuges und Aufbau eines Bereitstellungsraumes für ca. 30 Personen. Zur Unterstützung der Suche kam die Fachgruppe Fernerkundung des DLRG Nordhorn dazu und machte Luft- und Wärmebildaufnahmen mit ihrer Drohne auf dem fast 12 Hektar großen Gelände. Nach dem fast vierstündigen, erfolgreichen Übungseinsatz freuten sich alle Einsatzkräfte nach einer kurzen Nachbesprechung auf ihre Feldbetten im aufgebauten Zeltlager.

Am Samstagmorgen wurden die Einsatzkräfte früh aus dem Schlaf gerissen mit den Aufträgen: Aufstehen, Brötchen holen, Frühstücken, Zeltlager zügig abbauen und Fahrt zum nächsten Übungsgelände starten. Dort angekommen, eröffnete sich auf dem THW-Übungsgelände des OV Nordhorn ein sehr komplexes und realistisches Schadensszenario mit reichlich Rauch, lodernden Flammen und lauten Knalleffekten, dargestellt mit der Pyrotechnik der Fachgruppe Sprengen des THW OV Quakenbrück. Die imaginären Einschläge von Flugzeugteilen auf einem Industriegelände zerstörten oder beschädigten mehrere Gebäude. Gasgeruch lag in der Luft. "Es ist davon auszugehen, dass sich eine Vielzahl von Menschen noch unter den Trümmern befinden und verletzt wurden; viele gelten als vermisst" - so lautete es im Einsatzauftrag. Die realistischen Unfalldarsteller des DLRG Lingen gaben ihr Bestes; mit den geschminkten Wunden und Verletzungen sowie ihren schauspielerischen Qualitäten sorgten sie für eine sehr nahe an der Realität liegende Darstellung.

Die Erkundung der weiträumigen Schadensgebiete durch das effektive Einsetzen der einzelnen Einheiten inklusive der Rettungshunde mit anschließenden Rettungs- und Bergungseinsätzen forderte eine gute Koordination durch den Zugtrupp. Unterstützung bei der Erkundung lieferte der Drohnentrupp des THW OV Ahaus, ein sogenannte Trupp UL. Er sorgte für exakte Luftaufnahmen der Schadensgebiete und suchte mit der Drohne auf Flächen, die nicht betreten werden durften. Gleichzeitig galt es, u.a. eine Wasserförderstrecke für die Bereitstellung von Löschwasser aufzubauen, vorübergehende Sperrbereiche nach Wiederauftreten von Gasgeruch einzurichten, Wand- und Deckenabstützungen zu errichten sowie erneut ein Bereitstellungsraum für die kommenden Nacht aufzubauen. Pyrotechnische Effekte wie z.B. ein Kurzschlussbrand in einem Stromkasten, erzeugten zwischendurch immer wieder Stresssituationen während des Übungsablaufes.

Innerhalb von sechs Stunden intensiver Such- und Rettungsarbeiten konnten alle zehn Verletzte oder Vermisste unter Trümmern, aus halb eingestürzten Gebäuden oder im Gelände gefunden und geborgen werden. Nach der Erstversorgung durch die THW-Einsatzkräfte wurden sie an den Rettungsdienst der Malteser Havixbeck übergeben, die realitätsnah den Sanitätsdienst bei der Übung stellten. Während der gesamten Übung beobachteten zwei Einsatzkräfte aus dem OV Emmerich das Geschehen. Ihre Sichtweisen und Bemerkungen ergaben bei der anschließenden gemeinsamen Nachbesprechung ein externes Meinungsbild. Dies war ein wichtiger Bestandteil der Auswertung. Der Abend wurde mit Grillen und Lagerfeuer ausklingen gelassen, wobei alle Teilnehmenden sichtlich geschafft und müde wirkten.

Auch der Sonntagmorgen begann mit den Aufträgen: Aufstehen, Brötchen holen, Frühstücken, Zeltlager abbauen und für die Rückfahrt verlasten. Die Kraftfahrer konnten ihr Können unter Beweis stellen und absolvierten am Sonntagvormittag einen schwierigen Hindernisparcours auf dem Gelände: Extreme Schräglagen, Steigungen und enge Kurven im dichten Wald. Gute Erfahrungen, die zum besseren Einschätzen des Verhalten ihrer Fahrzeuge im Gelände beitragen. Die Rückfahrt nach Havixbeck erfolgte wieder in einer Marschkolonne. Dort angekommen wurden die Zelte zum Trocknen aufgebaut, alle Materialien gereinigt und wieder einsatzbereit gemacht.

"Eine rundum gelungene Übung und Ausbildung" so das Fazit. "Wir haben viel gelernt und jede Einsatzkraft nimmt neue Erfahrungen aus der Übung mit. Die Zusammenarbeit mit den anderen Einheiten hat viel Spaß gemacht. Sie zeigt, was im Portfolio des THW und anderer Hilfsorganisationen zur Verfügung steht und je nach Lage eingesetzt werden kann." Ein Dank geht an alle Teilnehmenden für die gute Teamarbeit und ein großes Lob an die beiden Planer und Organisatoren.


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